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Biografie

Künstler
Albert von Keller (1844 Gais -1920 München )

Albert von Keller wurde 1844 in Gais / Kanton Appenzell geboren und zunächst in Zürich und Bayreuth aufgewachsen, war Albert Keller 1854 mit seiner Mutter nach München gezogen. 1863 begann der junge Keller ein Jura-Studium, das er jedoch schon zwei Jahre später aufgab, um sich fortan der Kunst zu widmen. 1867 bezog der Maler sein erstes eigenes Atelier, wechselte jedoch bald in Arthur von Rambergs Studio im Gebäude der Akademie; der Professor sollte ihm bis zu seinem Tod im Jahr 1875 Mentor und väterlicher Freund sein. Hier lernte Albert Keller auch dessen ältere Kollegen Moritz von Schwind, Wilhelm von Kaulbach und Karl von Piloty kennen und schloss Freundschaft mit Wilhelm Leibl, der ebenfalls Ramberg-Schüler war. Auch Gustav Courbet, der während seines München-Aufenthalts 1869 in Rambergs Atelier arbeitete, sollte er dort begegnen. 1869 errang Keller auf der I. Internationalen Kunstausstellung in München mit dem Werk "Faun und Nymphe" (heute Westfälisches Landesmuseum, Münster) erstmals einen künstlerischen Erfolg. In derselben Ausstellung wurden auch Courbets "Steineklopfer" sowie Werke von Corot und Manet gezeigt. Das 1873 vorgestellte Gemälde "Chopin" (heute Neue Pinakothek, München), für das Keller in Wien eine Medaille erhielt, sollte sein Durchbruch werden.

1878 heiratete Keller gegen den Willen des Brautvaters die Münchner Bankierstochter Irene von Eichthal. Sie ermöglichte ihm nicht nur den Eintritt in die Münchner High Society, sondern wurde in den folgenden Jahren auch sein wichtigstes Modell. Zudem war ihr finanzieller Hintergrund wohl dafür ausschlaggebend, dass Keller zeitlebens nie für den Broterwerb malen musste.

Die Auseinandersetzung mit dem Übersinnlichen, mit religiös-okkultistischen und spiritistischen Phänomenen scheint Albert Keller früh fasziniert zu haben. Ab 1877 befasste sich der Künstler mit dem Sujet "Erweckung der Tochter des Jairus", einer Episode aus dem Neuen Testament, zu der er mehr als 100 stark variierende Studien schuf. Als er 1886 schließlich eine monumentale Fassung des Themas vorstellte, erwarb der bayerische Staat diese umgehend (heute Neue Pinakothek, München). In den Folgejahren entstanden Motive wie "Hexenschlaf" oder die "Kreuzigungsvisionen". 1886 trat Keller der vier Jahre zuvor von seinem Freund, dem Münchner Arzt und Parapsychologen Albert Freiherr von Schrenck-Notzing (1862-1929) mitbegründeten Psychologischen Gesellschaft München bei. Die Beschäftigung mit dem Übersinnlichen war längst zu einer Mode geworden, die breite Kreise der Gesellschaft faszinierte.

Neben religiös-spiritistischen Werken entstanden zahlreiche Salonbilder und Porträts. Als Hauptwerk Kellers darf wohl bis heute das 1888 entstandene Bildnis seiner Ehefrau, "Irene in Weiss" (Neue Pinakothek, München), bezeichnet werden, das schon die zeitgenössische Kritik feierte. Sein 1898 in Darmstadt entstandenes Porträt der aus dem Hause Hessen-Darmstadt stammenden russischen Zarin Alexandra (seit 1894 Ehefrau von Zar Nikolaus II.) muss als ein Höhepunkt hinsichtlich seiner Reputation erwähnt werden, auch wenn es vielleicht nicht nach dem Leben entstand. 1904 malte Keller die aus Georgien stammende "Traumtänzerin" Madeleine Guipet, die auf Einladung des bereits erwähnten Parapsychologen Schrenck-Notzing dreimal im jeweils restlos ausverkauften Münchner Schauspielhaus auftrat. Die von Kellers Bildern ausgehende Faszination besteht vor allem darin, dass er sie als einziger der Münchner Künstler in Aktion darstellte.
Im Jahr 2006 erhielt das Kunsthaus Zürich eine Schenkung aus dem Nachlass des Schweizer Chemikers und Kunstsammlers Dr. Oskar A. Müller (1899-1994), der sich mit Leidenschaft ausschließlich dem Werk des Münchner Malers Albert von Keller (1844-1920) gewidmet hatte. Mehr als 350 Bilder und Skizzen, dazu Bücher und Dokumente, selbst Möbel aus dem Hause und dem Atelier des Künstlers hatte er zusammengetragen. 2009 nun konnte Gian Casper Bott in Zürich das Oeuvre des mittlerweile nahezu in Vergessenheit geratenen Künstlers vorstellen. Keller, dessen Werk ausschließlich in München entstanden war, hatte sich mit Salon- und Gesellschaftsbildern, mit elegant-mondänen Porträts von Damen des (Münchner) Großbürgertums, von Schauspielerinnen und Tänzerinnen, aber auch mit religiösen und spiritistischen Szenen einen Namen gemacht und war rasch zu einem der berühmtesten deutschen Maler avanciert.

Literatur:
Thieme-Becker, Bd. XX, 1927, S. 92/93
Oskar A. Müller, "Albert von Keller", Karl Thiemig Verlag, München 1981


Werkauswahl:
Kunstmuseum Basel
Kunsthalle Hamburg
Städtische Galerie im Lenbachhaus München
Sammlung Oskar A.Müller Zürich
Neue Pinakothek München

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